Historisches
Weil die Rostocker sich nur ungern von Schwerin aus regieren ließen, entstand 1714 im Auftrag
des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin, Carl Leopold, das Herzogliche Palais als repräsentativer Sitz zur Wahrnehmung
seiner Regierungsgeschäfte in Rostock.
Er beauftragte mit dem Bau den mecklenburgischen Baudirektor Leonhard Christoph Sturm, dessen zahlreiche
architekturtheoretische Werke die deutsche Baukunst des 18. Jahrhunderts beeinflussten.
1750 veranlasste Carl Leopolds Nachfolger, der kunstliebende Herzog Christian Ludwig, den Bau eines
kleinen Theaters. Das sogenannte „Komödienhaus“, der heutige Barocksaal, wurde angrenzend an das Herzogliche
Palais erbaut. Den Auftrag dafür erhielt der französische Architekt Jean Laurent Legeay, unter anderem auch
Baumeister des Schlossgartens Schwerin und des Fontänenhauses im Schlossgarten Ludwigslust.
Es vergingen rund zwei Jahre bis das zweigeschossige Gebäude fertig war. Der reich dekorierte Festsaal
mit einem Vorraum nimmt das gesamte Obergeschoss ein, im Untergeschoss entstand ein kleiner Saal.
Zur Einweihung gastierte die Schönemannsche Truppe im Barocksaal. Johann Friedrich Schönemann war bis 1756 Hoftheaterdirektor in Schwerin und spielte in der Theatergeschichte des Landes eine wichtige Rolle.
1756 starb Herzog Christian Ludwig. Da sein Sohn Friedrich wenig Interesse für Kunst hatte, verwaiste der Saal. Nur gelegentlich fanden höfische Feierlichkeiten statt. Das Palais wurde als Witwensitz umgebaut und nur zeitweise von den Landesherren bzw. deren Familienmitgliedern bewohnt.
1910 machte die Zunahme des Straßenverkehrs eine torartige Durchfahrt zur Schwaanschen Straße nötig.
Nach der Abdankung des Großherzoges wurden dessen Rostocker Residenzgebäude 1919 der Universität zu ihrem 500-jährigen Bestehen geschenkt. In den Folgejahren stand der Barocksaal oft leer.
Nach 1945 fanden im Barocksaal vor allem kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Theateraufführungen aber auch politische Versammlungen statt. Daneben wurde er vom Amtsgericht als Gerichtssaal genutzt. Im Erdgeschoss befand sich bis Anfang der 1960er-Jahre das Stadtcafé.
1953 musste das Gebäude wegen Mängeln an der Dach- und Deckenkonstruktion, Schwamm und Braunfäule baupolizeilich gesperrt werden.
1956 wurde der Saal von der Universität dem Rat der Stadt in Rechtsträgerschaft übertragen, während das Palais weiterhin bei der Universität verblieb.
1963 begann unter Federführung des Innenarchitekten Fritz Hering und des Instituts für Denkmalpflege die aufwändige und umfassende Rekonstruktion des Gebäudes.
1966 erhielt die Universität im Austausch für die Foyer- und Garderobenräume im Obergeschoss einen Hörsaal mit Nebenräumen im Erdgeschoss des Barocksaalgebäudes.
1968, zur 750-Jahrfeier der Stadt Rostock, strahlte der Barocksaal wieder die Eleganz der französischen Architektur des 18. Jahrhunderts aus.
2007 erfolgte die aufwändige Sanierung und Modernisierung des Eingangsbereiches und der sanitären Anlagen.
2009: Vom 29. Januar bis zum 13. März wurde ein zweiter Notausgang geschaffen.
2010: Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen (Dach, Fenster, Fassade, Heizung, Lüftung) im Rahmen des Konjunkturpaketes II öffnete der Barocksaal mit einem Konzert am 20.11.2010 seine Türen.
Seit seiner Wiedereröffnung, mit einer Unterbrechung von 2003 bis 2005, bietet der Barocksaal einen festlichen Rahmen für ausgesuchte Veranstaltungen wie Konzerte, Festveranstaltungen, Modenschauen, kleine Theateraufführungen und Ähnliches.